Tipps zur Umsetzung von SEO-Strategien in großen Projekten
Unser Projekt TutKit.com läuft heute in 26 Sprachen, die sich insgesamt auf über 65.000 Unterseiten ausrollen. Eine ganze Menge für den Stand jetzt im August 2024. Für uns wächst das Portal mehr und mehr zu einem Großprojekt heran und es erfordert eine deutliche Anpassung unserer Teamarbeit zwischen Designern, Entwicklern und Content-Erstellern sowie dem SEO-Team. Wir wollen weiter skalieren und ich prognostiziere, dass wir noch in diesem Jahr die Marke von 100.000 Unterseiten knacken werden. Im nächsten Jahr werden wir vermutlich unser Forum PSD-Tutorials.de einholen, wo immerhin knapp 200.00 Unterseiten indexiert sind. Während ein Forum aus User Generated Content besteht, sorgen bei TutKit.com selbst produzierte Produkte und Inhalte für den Traffic. Die Erstellung dazu und die Aufrechterhaltung der Seitenhygiene erfordert daher auch ein ganz anderes Maß an Aufwand und Hingabe von unseren Teams. In großen Projekten mit komplexen Strukturen und umfangreichen digitalen Assets ist die Implementierung effektiver SEO-Strategien daher eine besondere Herausforderung.
In diesem Artikel möchte ich unsere Erfahrungen aus unseren Arbeiten mit dir teilen. Es geht um interne Verlinkungen, den Umgang mit Google Updates und die Einbindung von KI sowie ein paar prozessuale Hinweise bei der Zusammenarbeit mit mehreren Teams an einem Projekt.
Die Rolle interner Verlinkungen in großen Projekten
In Großprojekten ist einfach alles wichtig: UI/UX, Technik, Meta, Stuktur, Inhalt und Co. Es sind die kleinen und vielen Hausaufgaben, die du als SEO jeden Tag erledigst, um eine optimale OnPage-Qualität sicherzustellen.
Ich möchte hier mal ein Thema rauspicken, wo ich ein wiederkehrendes Problem in Projekten feststelle: die interne Verlinkung.
In großen Websites, die oft über Zehntausende bis zu Millionen von Seiten verfügen, spielt die interne Verlinkung eine entscheidende Rolle für die Führung der Websitebesucher auf der Customer Journey zum Zielverhalten. Hier geht es nicht nur darum, SEO-technisch optimal aufgestellt zu sein, sondern auch darum, die Nutzer durch eine riesige Menge an Inhalten sinnvoll zu führen. Die interne Verlinkung sollte so strukturiert sein, dass sie den Nutzer durch verschiedene Stufen des Verkaufstrichters leitet und dabei hilft, relevante Informationen zu finden, die letztlich zu einer Conversion führen. Zu diesem Prozess kann eine Customer Journey Map hilfreich sein. Was genau eine Customer Journey Map ist und eine Vorlage zum Download erhältst du in dem verlinkten Artikel von mir.
Diese PDF-Vorlage kann für kleine Websites oder einzelne Inhalte oder Seiten genutzt werden. Es geht vor allem um die Sensibilisierung, dass ein Nutzer auf dieser Customer Journey geführt un zu einem Wunschverhalten verführt werden soll. Bei Großprojekten reicht so eine einfach Map nicht aus. Da nutzen wir beispielsweise Tools wie miro.com, um die Prozesse zu verdeutlichen. Hier ist einmal ein Screenshot, wie es dann aussieht.
In einem großen Unternehmen bedeutet die Anforderung an eine transparente Customer Journey Map, die über interne Verlinkungen und die Navigationsarchitektur gesteuert wird, dass die SEO-Strategie eng mit anderen Abteilungen abgestimmt werden muss – etwa mit der Content-Erstellung, dem UX-Design und den Entwicklerteams. Ein zentrales SEO-Team sollte beispielsweise Leitlinien für die interne Verlinkung erstellen, die dann in den verschiedenen Abteilungen umgesetzt werden. Durch regelmäßige Schulungen und Workshops kann sichergestellt werden, dass alle Teams die Bedeutung der internen Verlinkung verstehen und diese entsprechend berücksichtigen.
Ein Beispiel von uns ist etwa die Leitlinie zur Verlinkung aus einem Inhalt zu einer anderen Seiten. Es wird nie ein absoluter Linkpfad bei der Inhaltsbearbeit im Backend verwendet, sondern eine abgekürzte ID, womit das von uns programmierte System versteht, dass in anderen Sprachen andere Slugs im Frontend zugeordnet werden müssen. Das ist elementar, weil wir mit der Mehrsprachigkeit die Anforderung haben, dass auf einer übersetzten Seite auch auf das entsprechende Äquivalent derselben Sprache verlinkt wird. Klingt logisch, oder? Das kann aber eine Herausforderung bei maschinellen Übersetzungen in Websites sein. Hier ist ein Beispiel einer Website, die Mehrsprachigkeit als Dienst für andere Websites anbietet und vermutlich zu den führenden SAAS in diesem Segment gehör, da über 80.000 Websites den Dienst für maschinelle Übersetzungen nutzen.
Auf der deutschen Seite führt der Link im Text zur englischen Seite, obwohl eine deutsche Seite verfügbar ist. Solche Probleme müssen von UX- und SEO-Mitarbeitern in großen Projekten identifiziert werden. Eine Richtlinie für die Contentbearbeitung bzw. eine automatisierte Anpassung auf Codeebene ist die Lösung.
Ein weiteres Tool, das Unternehmen für große Projekte nutzen können, sind Heatmaps und andere Analysetools, um das Verhalten der Nutzer auf verschiedenen Seiten zu verfolgen. Diese Daten können dann verwendet werden, um die interne Verlinkungsstrategie laufend zu optimieren und sicherzustellen, dass die Nutzer die wichtigsten Inhalte finden und ihre Reise auf der Website nicht vorzeitig beenden.
Die Bedeutung der engen Zusammenarbeit von SEO-Mitarbeitern mit den Entwickler-, Content- und Design-Teams
Ich liebe SEO, ich liebe PageSpeed-Optimierung. Wir sind eine echte Tech-Agentur. Deswegen ist SEO bei uns auch Chefsache, was vieles aus SEO-Sicht in unseren Prozessen erleichtert, weil es direkt von mir priorisiert werden kann. Dass das nicht in allen Unternehmen mit großen Projekten so ist, weiß ich allein durch unsere Agenturkunden. Viele haben den klassischen Cookie Consent Banner und haben auch Google Analytics eingebunden. Schaut da auch mal jemand rein? Selten. Und werden Entscheidungen zum Projekt getroffen ohne Datenanalyse über die Search Console: dauernd. Eigentlich unglaublich.
Dabei ist eine der wertvollsten Ressourcen für Unternehmen die disziplinierte und harmonische Zusammenarbeit des SEO-Teams mit den Entwicklern, Contenterstellern und Designern. Oft wird angenommen, dass Entwickler „einfach nur ein paar Knöpfe drücken“ müssen, um Änderungen umzusetzen. In Wirklichkeit ist der Prozess viel komplexer, und ohne ein gutes Verständnis der technischen Anforderungen kann SEO nicht erfolgreich sein. Gerade neuen Mitarbeitern, die meinen, diese neue Wunschfunktion könnte ein Entwickler innerhalb von drei Stunden entwickeln, unterliegen einer Fehlannahme. Wir arbeiten in Sprints und die Aufgaben und Projekte werden bei uns über JIRA gemanaged. Für TutKit.com allein hat mein Entwicklerteam seit 2021 über 7000 Tickets abgearbeitet. Und Hunderte liegen noch unangetastet in vorgesehenen Sprints oder dem Backlog-Channel. So läuft es, sobald ein Projekt etwas größer geworden ist. Alles dauert, nichts geht schnell.
Kommt ein Mitarbeiter mit einer neuen Idee, ist es meine Empfehlung, sie erstmal mit den Designern, die für UX verantwortlich sind, abzustimmen. Anschließend sollte ein visueller Prototyp mit den Entscheidern im Unternehmen abgestimmt werden. Und im Anschluss geht es ins Meeting mit den Entwicklern zur inhaltlichen und zeitlichen Abstimmung. Entwickler sind immer in irgendeinem Sprint drin und wollen nicht zwischen Aufgaben und Projekten springen.
Deshalb ist es wichtig, die Arbeitsweise aller Teams zu schätzen und eine enge Zusammenarbeit zu fördern. Nur so können SEO-Strategien effektiv umgesetzt und die gewünschten Ergebnisse erzielt werden. Dies gilt besonders in großen Unternehmen, wo die Abstimmung zwischen verschiedenen Abteilungen maßgeblich für den Erfolg ist.
Flexibilität bei Google-Updates und iterative Prozesse in der SEO-Strategie
Eine der größten Herausforderungen im SEO ist die Notwendigkeit, ständig auf Veränderungen reagieren zu müssen. Dies gilt besonders für große Projekte, wo die Implementierung von Änderungen oft mit umfangreichen Prozessen und einen erhöhten Zeitaufwand verbunden ist – siehe oben. SEO ist ein iterativer Prozess, bei dem kontinuierlich getestet und optimiert werden muss. Daher ist Flexibilität entscheidend.
Google-Updates wie das Helpful Content Update haben gezeigt, dass Unternehmen über neue Entwicklungen informiert sein sollten, aber sie müssen nicht immer sofort reagieren. Statt panisch Änderungen vorzunehmen, kannst du auch mal mit deinem Team abwarten und analysieren, ob und wie sich die Updates tatsächlich auf deinen eigenen Traffic auswirken. Das ist jedenfalls unsere Perspektive. Gerade die SERP-Schwankungen kündigen oft kommende Updates an. Geht es mal runter, ist ein gelassenes, strategisches Vorgehen oft effektiver als vorschnelle Maßnahmen. Denn Google probiert auch einiges und spielt nach und nach weitere Einflussfaktoren bei den Updates ein, bis es dann schließlich ausgerollt wird. Hilfreich ist das Google-Update Radar von Sistrix. Damit siehst du dann auch SERP-Schwankungen und kannst besser beurteilen, ob ein größeres Update von Google läuft oder nur deine Rankings betroffen sind. By the way: Auch heute ist so ein Tag – das August Core Update beginnt genau jetzt. So sieht das Update genau in den Stunden zuvor aus … die Ruhe vor dem Sturm:
Update 17.08.2024: Das Google Update Radar von Sistrix stellt starke Schwankungen in den SERPs fest. Auch bei uns gehen die Sichtbarkeiten in verschiedenen Bereichen stark rauf und runter.
Für große Unternehmen, die auf ein hohes Maß an organischem Traffic angewiesen sind, können Google Updates erhebliche Auswirkungen haben. Der Umgang mit diesen Updates erfordert von dir und deinem Team eine strategische Herangehensweise, die auf einer soliden Datenbasis und fundierten Analysen beruht.
Unternehmen, die große Projekte betreuen, sollten Mitarbeiter haben, die regelmäßig die Auswirkungen von Google Updates auf die eigenen Seiten analysieren und notwendige Anpassungen planen. Dieses Team sollte eng mit den Content- und Entwicklungsteams zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen effektiv umgesetzt werden. Bei uns ist beispielsweise das SEO- und Contentteam sogar zusammengeführt in einem Team, weil es eben auch inhaltlich eng beieinander ist.
Für Agenturen gilt, dass sie auch die Kommunikation gegenüber ihren Kunden derart gestalten, dass die Entscheider – von der Geschäftsführung bis hin zu den operativen Teams – über die potenziellen Auswirkungen von Google Updates informiert sind und verstehen, welche Schritte unternommen werden, um diese abzufedern.
Die Herausforderung durch AI-Overviews
Ein weiteres Thema, das aktuell für viel Gesprächsstoff auch bei uns im Unternehmen sorgt, ist die Einführung von AI-Overviews durch Google. Diese neuen Funktionen könnten potenziell dazu führen, dass Nutzer weniger auf die eigentlichen Webseiten zugreifen, da sie bereits in der Suchmaschine umfassende Antworten erhalten. Besonders für Informationsseiten könnte dies zu einem Rückgang des Traffics führen – so auch für uns mit TutKit.com. Ich kann eine gewisse Unsicherheit bei mir und meinem Team darüber nicht leugnen, wie sich diese Entwicklungen langfristig auf die SEO-Landschaft auswirken werden. Daher empfehle ich auch dahingehend, diese Veränderungen aufmerksam zu verfolgen und flexibel zu bleiben, um rechtzeitig reagieren zu können.
Eine Art der Reaktion könnte beispielsweise sein, mehr Traffic-Quellen zu aktivieren, damit die Abhängigkeit von Google abnimmt, weil neue Besucher beispielsweise durch eigenen Content auf YouTube, Pinterest, TikTok und Co. auf die Website geführt werden.
Wir selbst betreiben einen YouTube-Kanal mit über 23.000 Abonnenten und mehrere Facebookgruppen mit insgesamt 82.000 Mitgliedern. Zugegeben, unsere Aktivität in den sozialen Kanälen ist aktuell eher suboptimal. Wir werden unser Engagement wohl wieder intensivieren, um einfach vorbereitet zu sein, falls ein Worst-Case-Scenario eintritt und AI-Overviews ein Großteil des bisherigen Traffics für sich selbst vereinnahmt.
Zum jetzigen Zeitpunkt liefert die KI noch zu viele falsche und irreführende Antworten. Laut SE Ranking enthielten “nur” 7,47 % der Google-Suchergebnisse Inhalte von AI Overview im Juli 2024. Im Vormonat waren es noch mehr Inhalte. Auch die Länge der Zeichen ging zurück, um ganze 40 %.
Google hat heute angekündigt, die AI Overviews auf sechs weitere Länder auszuweiten: Brasilien, Indien, Indonesien, Japan, Mexiko, und Großbritannien. In jedem dieser Länder werden die lokalen Sprachen unterstützt. Der Rollout wird im Laufe der nächsten Wochen stattfinden. Es wird nicht lange dauern, dann werden die AI Overviews auch Einzug halten bei den deutschsprachigen SERPs.
Hoffen wir mal insgesamt, dass AI Overview keine zu hohe Präsenz in den SERPs erfährt. Dennoch heißt es für die SEOs, das Thema nicht aus den Augen zu verlieren und schon heute mit dem Marketingteam zu planen, wie neue Trafficquellen aktiviert werden können.
Fazit: Effiziente Prozesse und disziplinierte Zusammenarbeit führen zum SEO-Erfolg
SEO in großen Unternehmen erfordert mehr als nur die Optimierung von Keywords und die Generierung von Traffic. Es geht darum, die gesamte Customer Journey zu verstehen und den Content so zu strukturieren, dass er die Nutzer durch den gesamten Funnel führt. Flexibilität und eine enge Zusammenarbeit mit Entwickler-, Content- und Design-Teams sind dabei ebenso wichtig wie eine iterative, datengetriebene Vorgehensweise. Die interne Verlinkung muss so gestaltet werden, dass sie sowohl den SEO-Anforderungen als auch den Bedürfnissen der Nutzer gerecht wird. Der Umgang mit Google Updates sollte strategisch und datengetrieben erfolgen, um unnötige Panik zu vermeiden und sinnvolle Anpassungen vorzunehmen. Und schließlich ist es entscheidend, die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz aufmerksam zu verfolgen und diese in die Gesamtstrategie zu integrieren.
Für Unternehmen mit großen Projekten ist die erfolgreiche Umsetzung von SEO-Strategien keine Aufgabe, die allein von einem SEO-Team bewältigt werden kann. Es erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen, eine strategische Planung und die Bereitschaft, sich ständig weiterzubilden und auf neue Entwicklungen zu reagieren.
Durch eine solche ganzheitliche und proaktive Herangehensweise können Agenturen und Inhouse-Teams sicherstellen, dass sie nicht nur im Wettbewerb bestehen, sondern auch langfristig erfolgreich sind.
Teste neue Hypothesen, reagiere auf Veränderungen und behalte dabei immer die Nutzerbedürfnisse im Blick, dann wirst du langfristig erfolgreich sein – auch in einem sich ständig wandelnden digitalen Umfeld.